Fotografie News - Landesverband Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern

  • 17.03.2021 Hintergrundwissen

    Gerhard Richter und die Fotografie

    Ein Geschenk für Berlin





    Mehr Ehre und Weltruhm als Gerhard Richter zuteil wurde, ist kaum vorstellbar. Er ist im „Götterhimmel der Kunst“ angelangt. Gerhard Richter macht alle Kunstinteressierten in Berlin ein großes Geschenk. Er stellt der Nationalgalerie in Berlin mehr als 100 Arbeiten aus verschiedenen Schaffensphasen zur Verfügung. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat mitgeteilt, dass die Werke für das im Bau befindliche "Museum des 20. Jahrhunderts" gedacht sind, in dessen Obergeschoss ein eigener Raum für Gerhard Richter vorgesehen ist.

    Nach den vorliegenden Informationen ist das Geschenk von besonderem Interesse für Fotografinnen und Fotografen. Abmalungen von Fotos war eine der bevorzugten Arbeitsweisen des Künstlers, der mittlerweile den Pinsel aus der Hand gelegt hat. Neben Abmalungen von Fotos von Alltagsgegenständen nutzte er Fotos von zeitgeschichtlichen Personen oder Ereignissen. So brachte er den Onkel Rudi in Wehrmachtsuniform oder den Kennedy-Attentäter Oswald auf die Leinwand. Bekannt ist auch sein RAF-Zyklus mit Titel „18. Oktober 1977“. Ebenso hat er Stillleben, Landschaften und Seestücke mit Hilfe fotografischer Vorlagen auf die Leinwand gebannt.

    Manche seiner Werke wirken realistisch wie nachgezeichnet, andere sind von Unschärfen getragen. Fotorealistisch wirkt das 1978 als Auftragsarbeit entstandenen „Wolkenbild ohne Titel“ und das aus den 80er Jahren stammende Landschaftsbild „Davos“. Das  Werk „Besetztes Haus 1989“ bildet realistisch ab, nutzt aber auch Unschärfen, um das Typische zu verfremden. Es ist eines der Gemälde, die zukünftig in Berlin im „Museum des 20. Jahrhunderts“ zu sehen sein werden. Besondere Aufmerksamkeit wird dem vierteiligen Zyklus „Birkenau" zuteil werden, der ebenfalls für das neue Museum vorgesehen ist, aber bereits in diesem Jahr bis zum 3. Oktober in der Alten Nationalgalerie gezeigt wird. Die vier Gemälde basieren auf Fotografien, die im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau heimlich aufgenommen wurden.

    Wir Fotografen wünschen uns viele Abmalungen dieses Künstlers für Berlin.

    Wer sich für Gerhard Richter interessiert, wird auch im Verlag Hatje Cantz fündig.

    Christoph Linzbach

    https://www.hatjecantz.de