Fotografie News - Landesverband Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern

  • 08.04.2021 Hintergrundwissen

    Britta Jaschinski

    Die wichtigste Wildlife-Fotografin im Fototalk

    Wer wollte, der konnte am 7. April einen fesselnden und ansteckenden Foto-Talk mit Britta Jaschinski moderiert von der Künstlerischen Leiterin des f3 – freiraum für fotografie, Katharina Mouratidi, miterleben. Ja es ging ein wenig auch um Covid.  Thema war eine globale Kultur der gedankenlosen Vernichtung und des Missbrauchs von Tieren, die Britta Jaschinski anprangert. Ihr Engagement dagegen ist ansteckend und erfolgreich zugleich. Britta Jaschinskis Kampf gegen illegalen Wildtierhandel, die gnadenlose Verwertung von Tieren und die Ausrottung seltener Tierarten hat sich mittlerweile weltweit herumgesprochen. Ihre Fotografie, die Preise, die sie mit ihren Fotos gewinnt, sind scharfe Schwerter im Kampf für den Tierschutz. So manches Drecksloch, in dem beispielsweise Bären in engsten Käfigen bewegungsunfähig gehalten werden, um ihnen permanent Galle über eine Kanüle abzuzapfen, muss nach der Publikation ihrer Fotos früher oder später schließen. Das sind echte Erfolge. Regierungen suchen die Zusammenarbeit mit der Fotografin. Sie hat es geschafft, in China zu publizieren.

    Sie fotografiert Elefantenfüße, die als Aschenbecher genutzt werden, Giraffenköpfe die derzeit zu den beliebtesten Tiertrophäen zählen oder eine 350 Euro teure Flasche mit Tigerknochenwein aus China. Sie berichtet von einer Zuchtanstalt mit 2000 Tigern, die nur für diesen Zweck gehalten werden. Ihre Fotos sind hart. Sie eignen sich nicht für wohlfeile Empörung oder als Rückversicherungen, dass man moralisch auf der richtigen Seite steht. Sie arbeitet dokumentarisch. Sie inszeniert beschlagnahmte Tierobjekte in einem Lager in einem dreitätigen Fotomarathon. Nicht im Regal sondern vor einer schnell aufgebauten Leinwand. Die so isolierten Objekte verweisen auf Einzelschicksale gequälter und ausgebeuteter Wesen. Mit einer kühlen fast distanziert wirkenden Ästhetik, die unter die Haut geht. Einige ihrer Fotos sind Teil der Ausstellung „Hidden - Tiere im Anthropozän“, die in den Räumen des freiraums für fotografie noch bis zum 13. Juni läuft. Unbedingt hingehen!

    Es wird deutlich, dass Tierschutz Menschenschutz ist. Lebendmärkte sind Virenquellen. 70 Prozent der für die Landwirtschaft genutzten Fläche werden für die Produktion von Tierfutter verwendet. Wer billige Chicken-Nuggets konsumiert, sollte das wissen. Die Palmölproduktion bringt die Orang-Utans an den Rand des Aussterben. Ein ganzer Lebensraum wird vernichtet. In Europa findet der Missbrauch von Tieren hinter verschlossenen Türen oder in illegalen Zoos statt. Die öffentlich zelebrierte Massenzuneigung zum Bärennachwuchs im Tierpark sollte uns nachdenklich stimmen. Auch das ist ihr ein Anliegen. Die Kultur des Tiermissbrauchs ist ein weltweites Phänomen. Das ist der Fotografin wichtig.

    Britta Jaschinski ist Mitbegründerin von Photographers Against Wildlife Crime. Sie gilt als eine der renommiertesten Wildlife-Fotografinnen der Welt und ist doch so viel mehr. Dabei ist sie keine Gegnerin der klassischen  Wildlife-Fotografie. Menschen müssen die Möglichkeit haben, die Schönheit der Tierwelt zu erleben. Nur dann können Sie erfassen, was wir den Tieren antun. Sie wurde mit dem Magnum Photography Award ausgezeichnet. Sie ist die  einzige weibliche Fotografin, die zweimal den großen Titel des European Wildlife Photographer of the Year erhalten hat.
 Es war ganz wunderbar, sie erleben zu dürfen. Wie kann man diese Fotografin unterstützen? Auch dafür hat sie einen Hinweis parat. Ihre Bücher kaufen und verschenken. Dem freiraum für fotografie ist zu danken für diesen Fototalk mit einer Britta Jaschinski, die mit ihrer Begeisterung, ihrem Engagement und ihren Erfolgen anzustecken weiß!

    Christoph Linzbach

    https://fhochdrei.org/