Fotografie News - Landesverband Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern

  • 03.05.2021 Hintergrundwissen

    European Society for the History of Photography (ESHPh)

    Quelle für fundierte Informationen


    Die Europäische Gesellschaft für die Geschichte der Fotografie wurde 1978 in Leverkusen gegründet. Zeitweise befand sich das Hauptsitz der Organisation in Antwerpen und Croyden bevor die Gesellschaft nach Wien umzog. Seit 2001 liegt das Hauptsitz in Wien. Die Europäische Gesellschaft für die Geschichte der Fotografie ist seit 2004 als Organisation in Österreich registriert. Die Arbeits- und Publikationssprache ist Englisch. Die Gesellschaft hat eine interessante Entwicklung hinter sich, von der hier aber nicht die Rede sein soll. Was macht diese Gesellschaft und warum ist sie für Fotografinnen und Fotografin interessant?

    Das Ziel der Gesellschaft besteht darin, die historische Entwicklung der Fotografie im Rahmen eines globalen Diskurs über Exzellenz und Aktualität nachzuzeichnen und in einen europäischen Kontext einzuordnen. Die Gesellschaft bemüht sich darum, das Thema Fotografiegeschichte insbesondere auch auf der akademischen Agenda zu halten.

    Die Hauptaktivitäten bestehen in:

    Herausgabe des Journals PhotoResearcher mit 2 Ausgaben pro Jahr.
    Durchführung von internationalen Symposien.
    E-Mail Brief „The International Letter“ mit 3 Ausgaben pro Jahr.

    Jede und Jeder kann Mitglieder der Gesellschaft werden. Es gibt ebenso Mitgliedschaften für Institutionen. Die Liste der institutionellen Mitglieder ist beeindruckend. In Deutschland zählen dazu die Deutsche Akademie für Fotografie und das Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München. In den USA das Museum of Modern in  Art New York.

    Halten die Produkte das, was uns  auf der Website der Gesellschaft versprochen wird? Ich denke schon.

    Ein Beispiel: In der Ausgabe 35 des PhotoResearcher findet sich ein Beitrag zu den auf Twitter losgetretenen Rassismusvorwürfen gegen den britischen Fotografen Martin Parr. Der Beitrag beleuchtet das Thema umfassend, von allen Seiten und in einer vorbildlichen fachlichen und journalistischen Qualität.

    Dazu gehört die Rezeptionsgeschichte des wieder aufgelegten und nachträglich mit einem Vorwort von Martin Parr versehenen Fotobuchs von Gian Butturin über London, dass Grundlage der Vorwürfe war. Eine Doppelseite im Buch mit einer dunkelhäutigen Kartenkontrolleurin auf ihrem beengten Platz links und einem Gorilla im Käfig rechts wurde zum Stein des Anstoßes. Die in Teilen gezielte „Twitterkampagne“ wird detailliert nachgezeichnet wie auch der wohl unzureichende Umgang Martin Parrs mit den Vorwürfen. Am Ende bleibt von dem Vorwurf, Martin Parr sei ein  Rassist, nichts übrig, aber leider viele Scherben auf allen Seiten.

    Die zunehmende und berechtigte Sensibilität der Öffentlichkeit gegenüber Rassismus darf  nicht spurlos an der Fotografie vorbeigehen. Auch die Fotografie muss ihre gesellschaftlichen Verantwortung wahrnehmen. Interpretationsoffene Bilder erfordern heute eine andere sensiblere Kontextualisierung als noch vor 30 oder 40 Jahren. Und aus meiner Sicht ist eine weitere Schlussfolgerung zu ziehen. Soziale Medien sind nicht oder noch nicht der geeignete Ort, um mit komplexen gesellschaftlichen Fragestellungen verantwortlich umzugehen. All das läßt sich dem Artikel entnehmen!

    Christoph Linzbach


    http://www.eshph.org/