Fotografie News - Landesverband Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern

  • 11.05.2023 Fotografische Grundlagen , Fototechnik

    Das „erste“ Fotobuch



    Das Buch British Algae, wörtlich übersetzt Britische Algen, gehört wohl zu den ersten Büchern, die mit fotografischen Bilder illustriert wurden. Kurz nachdem William Henry Fox Talbot 1839 verkündete, die Fotografie erfunden zu haben, begann die Amateurbotanikerin Anna Atkins mit dem neuen Medium zu experimentieren. 1843 wendete sie sich an ihren Freund Sir John Herschel, der den Prozess der Cyanotypie als das dritte Verfahren nach der Daguerreotypie und Kalotypie zur Herstellung von stabilen fotografischen Bildern entwickelt hatte. Sie suchte nach einer Möglichkeit, ihre wachsende Sammlung getrockneten Seetangs zu veröffentlichen. Über die nächsten 10 Jahre publizierte sie das erstaunlich modern anmutende Buch "Photographs of British Algae: Cyanotype Impressions“ in mehreren Ausgaben. Eine Pionierleistung in Sachen wissenschaftlicher Buchpublikation mit fotografischen Mitteln.


    Der Taschen-Verlag bringt jetzt eine umfassende, opulente Facsimile-Ausgabe auf den Markt. Er bewirbt die Ausgabe mit folgenden Worten: „The first woman to use the fledgling medium of photography for scientific purposes, Anna Atkins captured the delicacy of algae and ferns in her albums: pioneering examples of photographic practice in their own right. For the first time, this edition reprints her works British Algae and Cyanotypes of British and Foreign Ferns in their entirety.“

    Anna Atkins sammelte die meisten Algen selbst, säuberte die Pflanzen unter fließendem Wasser und trockene sie im Anschluss. Sie nutzte hierfür eine Präparierklemme und eine feine Kamelhaarbürste. Um eine fotografische Abbildung herzustellen, platzierte sie die Pflanzen auf ein Cyanotopie Papier, legte eine Glasplatte so dicht wie möglich darüber und setzte das Ganze dem Sonnenlicht aus. Während das Papier in der Sonne liegt, verändert sich die Farbe und das Blau des Cyanotypie Papieres wird heller fast weiß. Anna Atkins erzielte mit diesem Verfahren erstaunlich detaillierte Ergebnisse. Neben der Abbildung setzt sie den Namen der Pflanze genau so wie sie auch das Abbild erzeugt hatte. Ein weißer Schriftzug erschien. Sie gab ihren Abbildungen Seriennummern. Im Jahre 1843 publizierte sie 15 Kopien der ersten Ausgabe ihrer Sammlung. Diese gingen an die Royal Society, Talbot und Herschel.  Das British Museum und die Linnean Society of London erhielten ebenfalls ein Exemplar.

    In einem Vorwort legt sie ihre Beweggründe offen: “The difficulty of making accurate drawings, so minute as many of the Algae and Confervae, has induced me to avail myself of Sir John Herschel’s beautiful process of the Cyanotype, to obtain impressions of the plants themselves, which I have much pleasure in offering to my botanical friends.”

    Christoph Linzbach