Fotografie News - Landesverband Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern

  • Joel Meyerowitz vor seiner Serie mit Aufnahmen, die er mit Schwarzweiß- und Farbfilm parallel fotografierte. 14.09.2023 Wettbewerbs- und Ausstellungshinweise

    MEYEROWITZ– Eine Retrospektive in der Werkstattgalerie Hermann Noack Berlin

    Anlässlich des 85. Geburtstags des Fotografen Joel Meyerowitz präsentiert die Berliner Werkstattgalerie Hermann Noack in Kooperation mit der Howard Greenberg Gallery (NYC) eine große Retrospektive des New Yorker Fotokünstlers.

    Joel Meyerowitz gilt als einer der einflussreichsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Seine Karriere erstreckt sich über mehr als fünf Jahrzehnte und umfasst eine Vielzahl von Fotografie-Genres, darunter Straßenfotografie, Porträtfotografie und Landschaft.

    Der Künstler begann seine Karriere als Grafikdesigner in einer Werbeagentur, bevor er 1962 zur Fotografie wechselte. Für diesen entscheidenden Schritt in seinem Leben sei niemand anderes als der legendäre Robert Frank verantwortlich, schilderte Meyerowitz zur Ausstellungs-Eröffnung. Die Begegnung mit dem aus der Schweiz stammenden, US-amerikanischen Fotografen, habe in ihm einen so nachhaltigen „Wow-Effekt“ ausgelöst, dass er umgehend sein Job kündigte, sich eine Pentax-Kleinbildkamera zulegte (der Legende nach ein Geschenk seines nun ehemaligen Chefs) und nach dem Vorbild Franks für ein Jahr mit der Kamera im Auto durch Europa reiste. Für ihn, wie er es schilderte, eine Schule des Sehens und ein Blickwechsel vom „alten Europa“ auf die Staaten, die ihm nach der Rückkehr fremd und entfernt vorkamen.

    Auch später blieb er dem Vorbild Frank verbunden, löste sich aber nach und nach von diesem. So zeigt die Ausstellung in der Werkstattgalerie Hermann Noack nicht nur seine frühesten Arbeiten im klassischen Streetphotography-Stil aus den 1960er Jahren, sondern auch die mit der Großformatkamera fotografierten Porträts von Strandbesuchern und ländlichen Szenen im Stile der Malerei Edward Hoppers.

    Die Ausstellung zeigt ihn als experimentierfreudigen Fotografen. Einer, der mit zwei Kameras loszog –die erste mit Schwarzweiß-, die zweite mit Farbfilm geladen – um eine und dieselbe Szene farbig und schwarzweiß zu fotografieren. Präsentiert werden die Bilder als Paare: In der Gegenüberstellung, so erklärte er, wolle er die Gleichwertigkeit oder sogar Überlegenheit der Farbe in der Fotografie demonstrieren. Er war einer der ersten Fotografen, die Farbfotografie als künstlerische Ausdrucksform nutzten und war maßgeblich an ihrer Anerkennung beteiligt. So zeigt die Retrospektive den New Yorker vor allem als Farbfotografen.

    Den Gästen der Ausstellungseröffnung zeigte er sich so agil und charismatisch, wie man ihn von vielen Veranstaltungen und Filmaufnahmen kennt. Immer mit der digitalen M-Leica an der Seite, die nachts sogar auf dem Nachttisch liegt, wie er erzählte. Auf Film fotografiere er schon lange nicht mehr, seit er die unendlich vielseitigeren Möglichkeiten der Farb- und Detailwiedergabe der Digitalen Fotografie kennengelernt habe. Er erinnerte sich gut an seine erste von Olympus gelieferte Digicam Anfang der 2000er Jahre. Die Manager des japanischen Kamerabauers sahen seine mit der Großbildkamera auf Film fotografierten Strandbilder und fragten, „können Sie so etwas mit dieser Kamera machen?“ Es dauerte einige Jahre, aber heute ist es Standard.

    Die Ausstellung in der Werkstattgalerie Hermann Noack ist bis zum 16. Dezember geöffnet. Öffnungszeiten: Mo – Do , 12 – 17 Uhr und Fr – Sa, 12 – 18 Uhr

    Thomas Scharfstädt / Text und Fotos